Welche Vorteile können die Lagereinrichtungen innerhalb der Karl Gross Gruppe importierenden Unternehmen bieten?
Ein Interview mit John Touw und Tommy Chun
Wenn es um die Lagerung und den Umschlag von Waren geht, spielen oft verschiedene, meist wirtschaftliche und warenabhängige Aspekte eine zentrale Rolle bei der Auswahl des Lagerdienstleisters.
Mit der DVR Gruppe aus Rotterdam ist ein Lagerspezialist Teil der Karl Gross Gruppe.
Wir haben mit John Touw, Director unseres Rotterdamer Hauses, Karl Gross International B.V., und mit Tommy Chun, Director of Foreign Partners & Relations, der nach der Übernahme durch Karl Gross unser erster „Verbindungsmann“ zu DVR war, zu dem Thema gesprochen.
Herr Touw, Herr Chun – vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch nehmen. Was sind eigentlich Ihrer Meinung nach die größten Vorteile der DVR Group Lagereinrichtungen in Rotterdam wenn wir über importierte Waren bzw. importierende Unternehmen sprechen?
John Touw:
Zunächst einmal, denke ich, sollte man die Frage beantworten: warum ein Lager in Rotterdam?! Für importierende Unternehmen ist die Möglichkeit zur Fiskalvertretung, die wir als Karl Gross in den Niederlanden haben, ein wesentlicher Vorteil.
Unternehmen, die Waren aus Nicht-EU-Ländern importieren, können über die Fiskalvertretung die Einfuhrumsatzsteuer in den Niederlanden aufschieben. Dies hat Vorteile für die Liquidität unserer Kunden, da sie nicht sofort die Einfuhrumsatzsteuer entrichten müssen. Übrigens: Und für Waren, die noch keinen Empfänger bzw. Importeur in Europa haben, gibt es im Rahmen von „Bonded storage“, die Möglichkeit, Waren unverzollt und unversteuert bei DVR zu lagern.
Tommy Chun:
Außerdem ist der Standort der Lagereinrichtungen meiner Meinung nach strategisch günstig und bietet eine Reihe von Vorteilen.
Mit dem größten Containerhafen Europas ist Rotterdam eines DER zentralen Logistik-HUBs in Europa. Innerhalb von Rotterdam sind die DVR Lager wiederum wirklich verkehrsgünstig gelegen. Die Fahrtstrecke von den großen Containerterminals an der Maasvlakte zum Wolgaweg sind nur wenige Minuten. Das ist ein großer Pluspunkt, denn es spart enorm Zeit und damit auch Kosten in der Port-to-Warehouse Logistik.
Darüber hinaus liegen die Gebäude in unmittelbarer Nähe zur niederländischen A15 – einer der Hauptverkehrsadern des Landes und Teil wichtiger europäischer Transportkorridore.
Insgesamt können wir die Waren unserer Kunden also hinsichtlich des vor- und nachgelagerten Straßentransports effizient entgegen nehmen und auch effizient wieder in die Verteilung bringen.
Das klingt wirklich vorteilhaft. Können Sie uns noch etwas mehr darüber erzählen, wie die geographische Lage Geschäftsprozesse von Kunden optimieren könnte?
John Touw:
Gerne. Zum Beispiel durch das bauliche Set-up. Es gibt ein speziell zugelassenes Gefahrgutlager direkt neben dem Lager für ‚normale Güter‘.
Für Unternehmen, die sowohl gefährliche als auch harmlose Waren einzulagern haben, ist dies extrem praktisch. Im Endeffekt können sie beide Arten von Gütern an einem zentralen Ort lagern und bei Bedarf zusammen verladen lassen.
Das bringt zusätzliche Flexibilität und Kosteneinsparungen, weil nur eine Lade- bzw. Abladeadresse angefahren werden muss und nicht, wie sonst oft, zwei unterschiedliche, die gegebenenfalls auch noch weit auseinander liegen.
Jetzt spielen ja gerade bei der Einlagerung von Gefahrgütern Sicherheitsaspekte und -standards eine wesentliche Rolle. Wie sieht es mit diesem Thema aus?
Tommy Chun:
Sicherheit hat für uns oberste Priorität. Das Gefahrgutlager verfügt über hohe Sicherheitsstandards. Dazu gehören beispielsweise eine CO2 Brandschutzanlage und Überwachungssysteme wie Wärmebildkameras und Gas- und Hitzedetektoren, die rund um die Uhr in Betrieb sind. Gleichzeitig ist es durch spezielle Schutzmaßnahmen vom normalen Lager getrennt. Außerdem haben wir ein erfahrenes Team vor Ort, das regelmäßig geschult wird, um sicherzustellen, dass alle Vorschriften strikt eingehalten werden.
John Touw:
Sicherheit geht gerade im Gefahrgutbereich natürlich vor. Das Gefahrgutlager hat beispielsweise 6 voneinander getrennte Bunker, was gegenüber vielen anderen Einrichtungen in Sachen Sicherheit ein Vorteil ist.
Unterm Strich muss man sagen, dass nicht zuletzt dadurch, dass beide Lagereinrichtungen erst 2019 in Betrieb genommen wurden, sie auch in Sachen Sicherheit hoch-modern sind. Deshalb können auch unsere Gefahrgut-Lagerkunden vergleichsweise entspannt auf die geplante Regelverschärfung für die Einlagerung von Gefahrgut blicken, denn die DVR Einrichtung ist schon auf den PGS-37-2 Standard vorbereitet.
Auf der Karl Gross Website heißt es, dass Lagerleistungen „als Teil der gesamtlogistischen Leistungen“ der Unternehmensgruppe angeboten werden. Was ist damit gemeint und warum kann das für Kunden vorteilhaft sein?
John Touw:
Das meint im Endeffekt alles in eine Hand zu geben und hat den Vorteil, dass unsere Kunden schlicht weniger Aufwand im Handling ihrer Sendungen haben – und zwar entlang der gesamten Transportkette.
Ein Beispiel, wie wir es in der Praxis häufig erleben: Ein Unternehmen ist in China und in, sagen wir, Deutschland ansässig und importiert seine in China gefertigte Ware für den Vertrieb innerhalb Europas.
Dann können sich die Kolleginnen und Kollegen von Karl Gross in China um die Abholung der Waren, den Transport zum Verschiffungshafen, die Exportzollabfertigung und die Verladung der Waren auf’s Seeschiff kümmern. Hier in Europa übernehmen wir dann. Wir organisieren die Übernahme der Container im Entladehafen, die Umfuhr ins Lager, die Einlagerung, Lagerleistungen wie z.B. Kommissionieren und schließlich die Verzollung und Zustellung der Waren zum Endempfänger.
Das ist ja eine eher lange Logistikkette mit vielen Schnittstellen. Alles in eine Hand zu geben bedeutet, dass das Unternehmen für die diversen Abschnitte der Logistikkette wirklich nur einen Ansprechpartner hat und viel Kommunikation und koordinativer Aufwand auf Seiten des Kunden wegfällt, weil bei uns alle Daten vorliegen – und das frühzeitig. Das minimiert die Möglichkeit von Fehlern, die gerade im Bereich der Übermittlung von Verschiffungs- und Warendaten zu Mehrkosten führen können. Unterm Strich verderben zu viele Köche oft den Brei.
Macht Sinn. Eben kam so beiläufig das Thema Kommissionieren auf – ein breiter Begriff. Gibt es auch hierzu Beispiele aus der Praxis wie mit dem Thema bei DVR umgegangen wird?
Tommy Chun:
Beim Thema Kommissionieren gehen unsere Kollegen von DVR wirklich individuell auf die Kundenwünsche ein und bieten maßgeschneiderte Lösungen an, egal ob es sich um einfache Picking-Aufträge oder komplexe Value-Added-Services handelt, wie das Umpacken, Etikettieren oder die Zusammenstellung von Sets. Diese Flexibilität ist für viele unserer Kunden ein entscheidender Vorteil, weil wir uns genau an ihre Bedürfnisse anpassen können.
Hier ist es keine Seltenheit, dass es in einem Pack-Auftrag heißt: „3 Kartons von Artikel a), 4 von Artikel b), 1 von Artikel c) 15 von Artikel d), 3 Einzelstücke von Produkt xyz“ und so weiter.
Und da zahlt sich dann auch der Faktor der direkt nebeneinander liegenden Einrichtungen für harmlose Güter und Gefahrgut für viele Kunden wieder aus. Es können nämlich beide Arten von Gütern für Auslieferungsaufträge gemeinsam kommissioniert werden.
Das kommt in der Praxis tatsächlich recht häufig vor, denn einer der Branchen- und Warenschwerpunkte von unseren DVR Kollegen ist der Bereich „erneuerbare Energien“ – genauer gesagt Solar. Hier werden in der Regel Wechselrichter, also harmlose Ware, und Lithium Batterien, die als Gefahrgut klassifiziert sind, gemeinsam in einem Auftrag ausgeliefert.
Ich habe gehört, dass das Lager auch in Bezug auf die IT-Infrastruktur gut aufgestellt ist. Können Sie dazu mehr sagen?
Tommy Chun:
Ja, das ist richtig. Ein Aspekt, den unsere Kunden sehr schätzen, ist die moderne IT-Infrastruktur des Lagers. Das System unterstützt nicht nur das Scannen von Barcodes, sondern auch von QR-Codes, was zusätzliche Flexibilität in der Kennzeichnung der Waren seitens des Kunden und in der Lagerverwaltung bietet. Diese Technologie erlaubt uns und im Endeffekt auch unseren Kunden eine schnelle und präzise Erfassung und Nachverfolgung der Bestände auf Wunsch über eine individuelle EDI Schnittstelle.
Ok. Das klingt transparent. Danke für die Erläuterungen.
John Touw:
Wenn ich mit Kunden über die Lagereinrichtungen von DVR spreche, kann ich sagen: Im Endeffekt ist es eine Kombination aus einer ausgezeichneten Lage, der flexiblen Lagerstruktur und modernen IT-Lösungen die die Lagerdienstleistungen von DVR – gepaart mit der Möglichkeit zur Fiskalvertretung durch Karl Gross – zu einer wirklich vorteilhaften Wahl macht.
Auch wenn wir hier viel Positives über die DVR Lagereinrichtungen und die Vorteile von „alles aus einer Hand“ erzählt haben, ist mir aber noch wichtig zu sagen, dass wir als Karl Gross für die Individualität unserer Dienstleistungen stehen und dafür im Sinne unserer Kunden zu denken. Das heißt auch, dass wir von Fall zu Fall schauen, ob die Lösungen, die wir anbieten können, für einen Kunden wirklich vorteilhaft sind. Wir freuen uns also auf eine Kontaktaufnahme und ein offenes Gespräch.