Bei der Organisation von internationalen Schwertransporten ist besonderes Know-how gefragt. Wie unsere Spezialisten die Abholung zweier Schwerlast-Teile von zwei Werken des Produzenten in zwei unterschiedlichen Ländern durch ein effizientes Transportkonzept bündelten, welche Short-Sea-Shipping Lösung sie für den Seefracht-Teil des Transports erarbeiteten und wie sie die Lieferung bis zur Baustelle des Empfängers inkl. Übergabe in UK organisierten, skizzieren wir in diesem Beitrag.
INFO:
Bei derartig hohen Stückgewichten macht es Sinn, die Abschnitte, die der Schwertransport auf der Straße zurücklegen muss, so kurz wie möglich zu halten. Das trifft einmal mehr zu, wenn die Transporte im grenzüberschreitenden Verkehr stattfinden, weil in diesen Fällen die Durchführung von Streckenprüfungen, die Beantragung der Transportgenehmigung und letztlich auch die Durchführung von Schwertransporten, die bei dieser Größe und Gewicht in den meisten Fällen in Polizeibegleitung erfolgen müssen, vergleichsweise zeitaufwendig und vor allem kostenintensiv sind. Der Einsatz von Binnenschiffen ist gerade für besonders schwere und/oder voluminöse Ladung oft eine effiziente Alternative.
Kosteneffizienz im Vorlauf durch „Bündelung der Ware“ und Verschiffung über die Elbe
Bei unserem Auftrag kamen ein Schwerlast-Teil aus Tschechien und eines aus Deutschland. Unter dem Gesichtspunkt der Kosteneffizienz sah unser Transportkonzept für den Vorlauf vor, beide für die Hauptstrecke des Vorlaufs gebündelt über die Elbe zum Verschiffungshafen, Hamburg, zu transportieren. Eine Sonderlösung, bei der das Timing ebenso eine entscheidende Rolle spielt wie das eingesetzte „Binnenschiff“.
Knackpunkt Tiefgang
Bei derartig hohen Stückgewichten gibt es nur knappe Zeitfenster, in denen der tschechische Elbeabschnitt genug Wasser für einen Transport führt. Bereits in der Konzept-Phase des Transports zeigte sich: Ziel muss es sein, ein Inlandswassergefährt zu wählen, das nicht nur für die entsprechende Tonnage – 160t – geeignet ist, sondern auch möglichst geringen Tiefgang hat. Dadurch sollten die Zeitfenster für den Transportabschnitt ab Tschechien maximiert werden.
Für die Strecke vom Werk zum nächstgelegenen, für Schwerlast-Umladung geeigneten Binnenhafen an der tschechischen Elbe organisierten unsere Heavy-Lift Experten zunächst den Schwertransport der Turbine auf der Straße.
Im Binnenhafen wurde die Turbine dann mittels Schwerlast-Hafenkran mit Traverse direkt vom Tieflader auf den Schubleichter umgeladen.
Gemäß Transportkonzept ließ unser Team den Schubleichter anschließend den Mittellandkanal-Binnenhafen Vahldorf in Deutschland anfahren. Parallel und zeitlich abgestimmt auf das Eintreffen des Schubleichters koordinierten sie die Vorholung des 120t Generators vom Werk zum Binnenhafen Vahldorf – ebenfalls per Schwertransport auf der Straße. Die Umladung Tieflader-Schubleichter erfolgte wieder direkt, hier mittels 600t Raupenkran.
Terminverschiebung auf der Baustelle – wir schaffen Lösung für Zwischenlagerung
Weil sich während des Vorlaufs terminliche Änderungen im Projektablauf auf der Baustelle ergaben, wurde es nötig, die Waren später als ursprünglich geplant anzuliefern.
Um dieser Terminverschiebung Rechnung zu tragen, organisierte unser Team kurzfristig die Zwischenlagerung der Schwerstücke im Hamburger Hafen. Für das Löschen der Ladung auf die Pier nutzten sie die Hafenkräne des auf Projektladung spezialisierten Verschiffungs-Terminals.
Kurzfristige Terminverschiebungen sind in der Projektlogistik häufig, insbesondere wenn es um den Neubau von Fabriken geht. Die logistischen Abläufe auch bei bereits laufenden Transporten an die Anforderungen auf der jeweiligen Baustelle abzustimmen und ggf. umzuplanen gehört deshalb natürlich zum Leistungsspektrum unserer Projektlogistik-Teams.
Short-Sea-Shipping per Charter eines Küstenmotorschiffs
Ziel der Waren war ein Fabrik Neubau-Projekt in UK. Für den Transport über die Nordsee hatte sich bei Szenarien-Prüfungen in der Transportplanung gezeigt, dass eine Verschiffung per Küstenmotorschiff in Voll-Charter von Hamburg auf einen Britischen „Side-Port“ die nutzwertigste Variante darstellte.
Zur Beladung des Seeschiffs wurden erneut die Terminalkräne eingesetzt. Die Infrastruktur des Hamburger Hafens inkl. der dort vorhandenen geeigneten Kräne zum Laden der Schwerlastteile gab in der Planung auch unter preislichen Gesichtspunkten den Ausschlag dafür, die Ladung über Hamburg „zu ziehen“.
Bei der Entscheidung für einen britischen Empfangshafen waren dagegen die Nähe zum finalen Lieferort und damit eine möglichst kurze Nachlauf-Strecke wichtig. Da im Zielhafen die Infrastruktur für das Löschen der Schwerlast-Teile nicht bereits vorhanden war, wurde für die Entladung des Seeschiffs entsprechend ein Mobilkran gemietet.
Effizienz durch Kommunikation: Koordination des Übergabepunktes auf der Baustelle
Entscheidend in der Anlieferung von Waren auf Baustellen ist nicht nur das Timing – auch der genaue Übergabepunkt ist wichtig. Das trifft umso mehr zu, je schwerer die Waren sind. Um die Ware beim Kunden unseres Kunden möglichst optimal auf dem Baustellen-Gelände zu platzieren, haben wir den Übergabepunkt bereits in der Vorbereitung des Transports direkt mit dem Rigger der Baustelle, also der Partei, die die gelieferten Teile später für den Einbau platziert, abgestimmt.
Das Ergebnis:
Es konnte nicht nur ein geeigneter und mit der Ladung „anfahrbarer“ Übergabeort auf dem Baustellenareal bestimmt werden, sondern auch eine kostensparende Lösung für die Übernahme der Schwerstücke erarbeitet werden. Statt zwei Mobilkräne für die Entladung zu mieten, wurden die Schwerstücke in den Kesselbrücken angehoben, SPMTs darunter platziert und die Ware dann auf diese abgesenkt.